oedt/abs. 2009 legte die EU mit dem dritten Binnenmarktpaket fest, dass bis 2020 mindestens 80 % aller Haushalte in der EU mit einem sogenannten intelligenten Zähler (Smart-Meter) ausgestattet werden sollen. Angeblich um Haushalte beim Energiesparen zu helfen, durch Transparenz und flexiblen Stromverbrauch.
Als willfähiger Gehilfe der EU brachte die Bundesregierung im Herbst 2015 ein Gesetz auf den Weg, dass besagte Einführung des Smart-Meters regelt.

Was passiert mit meinen Daten?
Zur Erinnerung: Ein Smart Meter erfasst den Stromverbrauch des Haushalts in Echtzeit und wird zum Auswerten meistens an eine Firma übertragen, die dann mit den Daten „arbeiten“ kann. Dabei ist es problemlos möglich, ein Nutzerprofil zu erstellen. So kann festgestellt werden, wann in einem Haushalt die Menschen aufstehen, zu Bett gehen, in Urlaub sind oder wenn das Haus verlassen ist, weil die Mitglieder zur Arbeit und/oder zur Schule gehen. Ebenso so Kleinigkeiten, wann man die Waschmaschine, Spülmaschine anwirft, staubsaugt oder sich ein Fernsehprogramm ansieht.

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Nicht schlimm, meinen Sie? Mit den Daten kann keiner etwas anfangen, meinen Sie? Sie haben nichts zu verbergen, meinen Sie? Stimmt! Aus einem einzelnen Mosaiksteinchen erkennt man kein Bild, doch viele Steinchen ergeben ein komplettes Bild. In unserer Zeit, in der wir durch Internetanmeldungen, Payback-, Rabattkarten, Mobilfunk und vieles andere so gläsern geworden sind, dass problemlos festgestellt werden kann, wo und wie sie z.B. im letzten Monat eingekauft haben oder verreist sind. Der Stromverbrauch in einem Haushalt verrät durchaus was in einem Haushalt gerade gemacht wird und wie viele Personen anwesend sind. Zwar gibt die Richtlinie „nur“ einen 15 Minutentakt der Übertragung vor, doch wer hindert Hacker daran, um Einbruchsziele zu erkennen, sich in das System einzuklinken, wann, wie oft und wie lange? Auch bei Sicherheitsbehörden könnten Begehrlichkeiten geweckt werden, wenn sie z.B. wissen wollen, wieviel Personen sich in einer Wohnung aufhalten und was sie gerade machen.
Keine Übertragung, kein Rechner und keine Software sind so sicher, dass man sich keine Sorgen machen müsste. Beispiele von Datenmissbrauch, Datenklau bei angeblich 100 % sicheren Systemen, gibt es mehr als genug. Wer Banken, Ministerien und sogar die NSA hacken kann, für dem sind Smart Meter zu manipulieren oder auszulesen, nicht einmal eine Übung zum warm werden. So wird es dann kommen, dass der Datenschutz für bestimmte Personen zu einem nicht bezahlbaren Gut verkommt, um diesen Spion im eigenen Heim sicher zu machen.

Diktatur der Industrie
Dabei gibt es ernst zu nehmende Studien, die belegen können, dass ein Smart-Meter für den Verbraucher keinen Mehrwert und kein Einsparpotential hat. Im Gegenteil. Die Zusatzkosten würden auch beim größten Sparwillen den Einspareffekt für den Verbraucher zunichtemachen. So fehlen variable Tarifangebote, ebenso wie Grundgeräte, die so reagieren können, dass ein Stromverbrauch soweit reduziert werden kann, um effektiv zu sein. Auch wenn der Verbraucher seinen Messwert auf PC oder sogar Smartphone ablesen kann, ändert es nichts daran, dass Stromfressende Geräte auch dann funktionieren müssen, wenn es z.B. einen „Spar-Nachttarif“ geben würde, denn auch ein Smart Meter kann nicht erkennen, welche Geräte im Haushalt mehr Strom verbrauchen, als notwendig ist.

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Anderseits sparen die Energieversorger Arbeitszeiten ein, an der sonst Angestellte die Ferraris-Zähler ablesen gehen, doch auf der anderen Seite müssen Smart Meter eingekauft und installiert werden und kleinere Unternehmen werden das Auslesen und die Auswertungen z.B. extern vergeben müssen, weil die Infrastruktur nicht vorhanden ist oder die Kosten in keinem Verhältnis stehen. Und externe Firmen, die wollen und müssen verdienen. Diese Kosten werden natürlich auf den Verbraucher umgelegt. Auch auf diejenigen, die keinen Mehrwert durch das „modernisieren“ haben. So hat der Endverbraucher keinen direkten Nutzen durch den Einbau intelligenter Stromzähler. Doch Kosten, die bis jetzt nicht einmal beziffert werden können, weil der zusätzliche Aufwand, damit jeder Verbraucher seinen Verbrauch einsehen und kontrollieren kann, nicht beziffert werden kann, da jede Wohnsituation unterschiedlich ist. Logischerweise ist jeder zusätzliche Aufwand mit zusätzlichen Kosten verbunden, die in jedem Fall der Verbraucher tragen muss. Ebenso seine eigene Infrastruktur im IT Bereich, das keine Unbefugten die persönlichen Daten vom W-Lan, Smartphone oder PC auslesen können.
Leider sieht die Bundesregierung keine Wahlmöglichkeit wie in den Niederlande oder Österreich vor, dass der Kunde sich gegen den Einbau eines Smart Meters entscheiden kann. Aktionismus pur, obwohl nachweislich die Umstellung für den Einzelnen keinen Mehrwert bedeutet, der auch die hohen Kosten gerechtfertigt. Der Nutzen würde erst dann entstehen, wenn der Verbraucher durch die Informationen sein Verbrauchsverhalten ändern würde. Doch dazu sind intelligente Messsysteme nicht notwendig und nur eine Verbeugung vor dem Diktat der Industrie, wie vor einiger Zeit die Einführung der hochgiftigen Sparlampen, deren Schäden wir erst in einigen Jahren feststellen werden.

Milliarden Euros werden einfach vernichtet
Ein Aspekt, der mich besonders stört, sind die gut funktionierenden Ressourcen, die wir vernichten, um eine fragwürdige Technologie, deren „Lebenserwartung“ max. 10 Jahre beträgt, zu installieren. Alleine in Deutschland gibt es ungefähr euroscheine40 Millionen Haushalte (EU ca. 218 Millionen). Diese Anzahl der Stromzähler und damit zig Milliarden Euros sollen vernichtet werden, obwohl diese Technik einwandfrei funktioniert. Das ist weder nachhaltig noch vernünftig. Es ist einfach nur, wie schon so oft, ein Kniefall der EU und der einzelnen Regierungen vor der Industrie und ihrer Gewinnmaximierung.

 

 

 Nur Fiktion oder die Möglichkeit des Chaos?

An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano blackoutvermutet einen Hackerangriff und versucht, die Behörden zu warnen – erfolglos. Als Europol-Kommissar Bollard ihm endlich zuhört, tauchen in Manzanos Computer dubiose Emails auf, die den Verdacht auf ihn selbst lenken. Er ist ins Visier eines Gegners geraten, der ebenso raffiniert wie gnadenlos ist. Unterdessen liegt ganz Europa im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben beginnt …

 

 

BLACKOUT – Morgen ist es zu spät: Roman Taschenbuch – 17. Juni 2013 von Marc Elsberg (Autor) € 10,99

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