Deutschland, ein Land von Flüchtlingen
„Die Gegenwehr schwindet.“
Wir sind – mit – verantwortlich
„[…] aus der begründeten Furcht vor Verfolgung aus Gründen der Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit er besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in Anspruch nehmen kann oder wegen dieser Befürchtungen nicht in Anspruch nehmen will; oder der sich als staatenlos infolge solcher Ereignisse außerhalb des Landes befindet, in welchem er seinen gewöhnlichen Aufenthalt hatte, und nicht dorthin zurückkehren kann oder wegen der erwähnten Befürchtungen nicht dorthin zurückkehren will.“
– Genfer Flüchtlingskonvention
Oedt (abs). Deutschland den Deutschen.
So tönt es aus allen rechten Ecken und von Bildzeitungsinformierten Sesselpubser. Dabei liegen wahrscheinlich die Wurzeln der meisten Schreihälse in irgend einem Flüchtlingstreck tief aus dem Osten.
Rund 14 Millionen Flüchtlinge wurden in der Nachkriegszeit von „Alteingesessenen Mitmenschen“ im Westen als „Polacken“, „Gesindel“, „Landplage“ oder „die von Drüben aus der kalten Heimat“ attackiert. Die Abwehrreflexe der Menschen stiegen im gleichen Maß, wie ihre persönliche Not und an einer Willkommenskultur war nicht zu denken. Es fehle auch das Empfinden für die Not der anderen, weil sie selbst mit sich zu tun hatten. Selbst die „New York Times“ betitelte damals diese Flüchtlingsströme und wie damit umgegangen wurde als Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für das die Geschichte einmal eine fürchterliche Vergeltung fordern wird.
Noch in den 1950 Jahren wurde sogar von der Kanzel in den Kirchen gegen die Flüchtlinge gestichelt, die „wie die Kartoffelkäfer“ über den Westen herfielen. Sie seien Fremdkörper mit anderer Mentalität und würden die
knappen Nahrungsreserven für „anständige Bürger“ wegnehmen. In dieser damaligen Abwehr den Zuwanderer gegenüber, wurde man auch tätlich und vermied Kontakte, wo es nur eben ging. Die Integration der 14 Millionen Flüchtlinge war voller Widerstände, Demütigungen. Ihr Leben bestand aus einem harten Kampf gegen Not und Elend und Damals ohne Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lage. Heimatlos, gehasst, ohne Hoffnung in einem Land, wo sie nicht willkommen waren. Und dies bis weit in den 1960iger Jahren.
Zum damaligen Zeitpunkt – Wirtschaftswunderland Deutschland, schaffte es die Bundesrepublik über 100 Milliarden Mark für die Eingliederung der Flüchtlinge bereit zu stellen, ohne die dieses „Wirtschaftswunder“ kaum möglich gewesen wäre.
Und heute? Heute sehen wir zu, wie Kriege und Hungersnöte 50 Millionen Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat treiben, Millionen Menschen an Hunger, Durst, Krankheiten, Terror und Krieg krepieren und tausende vor unserer „Haustüre“ ersaufen, die voller Verzweiflung an unserer Türe klopfen und nur um Leben betteln. Doch wir sind uns nicht zu schade, diese Menschen auszubeuten um unsere „Geiz ist geil Mentalität“ zu befriedigen und „Global-Player“ (Konzerne) immer mehr Profit zu ermöglichen auf Kosten der Ärmsten dieser Welt.
Doch wir können ja nicht die ganze Welt retten und haben ja selbst „genug Armut“ im Land. Wir Deutschen machen uns offenbar nicht klar, was für ein Verlust es ist, die Heimat zu verlassen, mit oder ohne Familie. Wir haben die Fluchtgeschichte unserer eigenen Landsleute vergessen.
Doch in unseren Köpfen haben wir die pervertierende Flüchtlingspolitik mit Etiketten versehen, die unser Verhalten entschuldigen sollen: Asylbewerber, Kriegsflüchtling, Wirtschaftsflüchtling.
Und schon können wir selektieren, wie einst am „Ende der Bahnstrecke“, wer leben darf und wer nicht.
Einfach nur Pervers und unmenschlich.