oder:
Nur ein Streifzug der Unmenschlichkeiten

 

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Das „wussten wir Nicht-Gen“
Oedt/abs. So lebt es sich in einer bequemen Tradition dahin: Erst wenn es nicht mehr zu vermeiden ist, geben wir der Wahrheit ein Stückchen Raum. Jedoch nur so viel, wie unbedingt notwendig ist: die berühmt-berüchtigte Salamitaktik – Scheibchen weise.
Als der Zweite Weltkrieg durch die Alliierten beendet wurde und die Deutschen nach den Gräueltaten der Nazis gefragt wurden, wussten sie nichts von ca. 6 Millionen ermordeter Menschen. Menschen, die einmal Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Geschäftspartner waren.
Nach dem Krieg wurde die BRD aufgebaut mit Menschen, die zum großen Teil stramme Parteimitglieder der NSDAP waren. Viele dieser „Unwissenden“ kamen wieder in „Amt und Würde“. Sie wurden als Richter, Staats- und Rechtsanwälte, Polizisten und Justizmitarbeiter, wieder auf unser Rechtssystem und deren Menschen, losgelassen.
Nazischergen durften wieder unsere Kinder unterrichten, lehrten an Universitäten oder behandelten in einem „Anflug von Humanität“ wieder Patienten und deren Krankheiten.
Selbst bis in den höchsten politischen Ämtern der jungen Bundesrepublik wurden Menschen gewählt, die noch vor Monaten dem Führer den Treueeid geschworen haben. Diejenigen, die mit dieser angeblichen Aufarbeitung so nicht einverstanden waren und die Wahrheit an´s Tageslicht zerren wollten, wurden bedroht, behindert oder einfach auf einem Posten versetzt, wo sie keine Gefahr für den „guten Ruf“ der BRD bedeuteten. Und so ging es noch Jahrzehnte und nur dann, wenn es Unvermeidbar war, Entrüstete man sich und reagierte aus dem Zwang der Öffentlichkeit gegenüber heraus. Oft konnten noch staatliche oder kirchliche Stellen dazu benutzt werden, ein „gut Bürgerliches Leben“ hier oder im Ausland vorzutäuschen.

 

Der „preiswerte“ Ersatz für Juden, Zigeuner,Homosexuellen, NichtarierNonne1
Bedingt durch den Krieg und Vertreibung, durch die Aufbruchsstimmung und falsch verstandener Modernität, kamen Hunderttausende Kinder und Jugendliche unter staatlicher Aufsicht in Kinderheime, Erziehungsanstalten oder Arbeitshäuser. Die Ära der „schwarzen Pädagogik“ nahm ihren Lauf bis weit in den 1980 iger Jahren. Tausende dieser Menschen wurden geschlagen, gedemütigt, seelisch und körperlich misshandelt, sexuell missbraucht und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Haupttäter waren wieder staatliche Stellen, wie Jugendämter, Jugendgerichte, Heimleitungen, Kleriker und sogenannte Pädagogen. Federführend dabei katholische und evangelische Institutionen (etwa 80 % aller Heime), doch unter der Verantwortung und Oberaufsicht des deutschen Staates.
Tausende leiden noch heute unter dem Erlebten und des Einprügelns der „Christlichen Werte“. Sie vermeiden bis es über diesen Teil ihres Lebens aus Scham zu reden. Nicht einmal ihre Lebenspartner wissen von dieser Zeit und sogar sie selbst wissen nicht einmal, wieso ihnen dies angetan wurde und „Endstation Heim“ ihre Jugend beendete.

Wenn Du nicht artig bist, kommst Du ins Heim

In alt bekannter Manier genügte den staatlichen Stellen der Hinweis aus der Bevölkerung, dass ein Jugendlicher nicht den „sittlichen Lebenswandel“ ihrer Naziverseuchten Nachbarn genügte und schon verschwanden die betroffenen Kinder und Jugendlichen für Jahre in Heime.

Der „sittliche Lebenswandel“ war gefährdet, wenn männliche Jugendliche lange Haare hatten oder rauchten. Ebenso war der „Lebenswandel“ gefährdet, wenn Jugendliche Kaugummi kauten, auf der Strasse „herumlungerten“ und Musik hörten oder Sonntags sich vor der Kirche drückten um mit Freunden abzuhängen. Dies und alles andere, was den Nachbarn nicht passte, gefährdete den sittlichen Lebenswandel und die Heimunterbringungen hatte Hochkonjunktur. Doch auch Mütter, denen die Erziehung der Kinder zuviel wurde, die sich von Kinder gestört oder überfordert fühlten, schoben sie mit Hilfe der Jugendämter und Jugendgerichte in Heime ab.
Erst die Proteste der 68 Studenten unter Federführung von Andreas Bader, Ulrike Meinhof, Gudrun Enslin, bereiteten den Weg zu einem sehr mühsamen Wandel in dieser Jugendpolitik, die der Öffentlichkeit aber erst Anfang 2006, durch den Spiegelredakteur Hans-Peter Wensierski bewust wurde. Sein Buch:“ Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik“ avancierte schnell zum Bestseller und zwang die Kirchen und den Petitionsausschuss zu Reaktionen dierser verdrängten Greuel an Kindern und Jugendlichen.

 

Myrna_TroncosoTraditionen
In der „wussten wir nicht“ Tradition des deutschen Staates, auf dem rechten Auge blind zu sein, sind auch die verbrecherischen Aktivitäten der „Colonia Dignidad“ (Kolonie Würde !) zu sehen. Zwar gibt der BND im Juli 2016 zu, erst 1966 von den Menschenrechtsverletzungen in dieser KZ ähnlichen Nazihochburg erfahren zu haben, um sie dann aber zu ignorieren. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Auch hier wieder die berüchtigte Salamitaktik: Ohne Anfrage der Linken im Bundestag würde Heute noch die Kenntnis der Verbrechen in dieser 300 qm. Gefängnisenklave verheimlicht. Unter der Führung von Paul Schäfer wurden im großen Stil Kinder und Jugendliche missbraucht. Menschenrechtsverletzungen waren Standart und unbequeme Oppositionelle wurden dort vom chilenischen Geheimdienst, unter Mitwirkung der Führungsriege von Colonia Dignidad gefoltert und getötet. Dies alles war dem BND und auch der Bundesregierung bekannt. Sie ignorierte aber diese Zustände und Menschenrechtsverletzungen bis weit in den 1987 Jahre und stellte sich schützend vor dieser verbrecherischen Vereinigung.
Um das Maß vollzumachen, lud die Deutsche Botschaft zum Gauckbesuch in Chile einen der Haupttäter, R.Zeitner, zum Empfang mit Bundespräsident Gauck. Der selbe Gauck, unter dessen Leitung in der sogenannten Gauck-Behörde, die meisten Stasimitarbeiter eingestellt wurden, betone auf den Vorwurf, dass der wegen Kindesmissbrauch verurteile Reinhard Zeitner zum Empfang geladen wurde: „In Chile hatte er eine juristische Mitverantwortung Deutschlands für die Verbrechen der Colonia Dignidad zurückgewiesen. Gauck sagte am Mittwoch in Santiago de Chile, dies sei ein Unterschied zu Ländern, in denen der deutsche Staat für Unrecht, Terror und Mord verantwortlich gewesen sei. „Das ist eine andere Geschichte.“
Noch immer gibt es rund 40 Akten zu dem Kapitel Colonia Dignidad, die der BND/Bundesregierung unter Verschluss hält. Auch der Zeitraum für die unabhängige Historikerkommision wird nicht bis in den 1980 iger Jahren ausgedehnt, so das Colonia Dignidad weiter im Nebel bleibt. Ebenso wird das Verhältnis der Bundesregierung zur Diktatur in Chile oder der Militärdiktatur in Argentinien bis Heute nicht aufgearbeitet.
Heute nennt sich das Areal, in der Menschenwürde unbekannt war, „Villa Bavaria“ und Touristen dürfen sich gepflegt schaudern.

 

Wirklich nur „Pleiten-Pech und Pannen“?

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Seit mindestens Anfang der 90 Jahre existierte der sogenannte NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) unter den Augen und mithilfe verschiedener Geheimdienste und deren angeblichen „Nur-V-Leuten“. Eine kriminelle Vereinigung, die mordend und brandschatzend eine Spur durch die Bundesrepublik zog. Ermittlungen wurden vereitelt, behindert oder nur als kriminell, ohne rassistischen Hintergrund eingestuft.
Akten waren/sind nicht mehr auffindbar oder wurden vorzeitig vernichtet. Untersuchungsprotokolle tauchten nie mehr auf, untersuchende Beamten bekamen einen Maulkorb und Ermittlungen wurden verschleppt oder sogar eingestellt. So nahmen die verschiedensten Geheimdienste Terroranschläge und Morde in Kauf, um angeblich ihre Spitzel nicht zu gefährden. Ein Sumpf der Kumpanei mit rechtsextreme Verbrecher, der die Arbeit unserer Geheimdienste objektiv in Frage stellen muss. In dem Zusammenhang passte es nur zu gut, dass dem Vorsitzenden nachgewiesen wurde, auf seinem Computer angebliche Kinderpornos installiert zu haben.
Auch wenn im Laufe der unterschiedlichsten Untersuchungen Köpfe von verantwortlichen Ermittler oder deren Vorgesetzte, rollen mussten, bleibt doch ein Nachgeschmack. Ein übler Nachgeschmack wie bei Uwe Barschel, Benno Ohnesorg, Nitibit, Westerwelle, RAF Gefängnisinsassen, Vera Brühne, Gustl Ferdinand Mollath und einige andere Vorfälle seit Bestehen der BRD, „der nicht zu übertünchen ist. Auch dann nicht, wenn angebliche Fakten, Gutachten u.ä. von den Geheimdiensten zitiert und vorgelegt werden.

 

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Etikett: Schwachsinnig
Obwohl man versuchte, die Geschichte der Heimkinder aufzuarbeiten, nach dem die Presse in Verbindung mit Betroffenengruppen, Druck machte und auf Anträge betroffener Menschen, ein finanzielles Almosen zur Verfügung stellte, wurden die tausende Menschen, die sich am wenigstens wehren konnten, von diesen Regelungen wieder einmal ausgeschlossen. Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte in Psychiatrien weggesperrt, misshandelt, missbraucht und versklavt wurden. Menschen, die teilweise zwangssterilisiert und ständig unter willkürlichen Medikamenteneinfluss dahin vegetierten. Menschen, die als billige Arbeitskräfte missbraucht und verliehen wurden. Menschen, über die unsere Mitbürger nach ! 1945 sagten:

„Es gibt keine geistig Behinderten, sondern nur Schwachsinnige und Krüppel. Diese gehören nicht hochgepäppelt und auf unser aller Kosten großgezogen, sondern gleich nach der Geburt schnell und schmerzlos eingeschläfert.“

„Aus solchen Idioten können auch Sie als Pädagoge keine Professoren machen.“ (Direktor einer Heil- und Pflegeanstalt)

Menschen, die in Heime untergebracht waren, die als Krüppelheime, Idiotenanstalten und ähnlich beschrieben wurden.
Menschen, die außerhalb unseres Grundgesetzes dahin vegetierten und ohne Rechte, ohne Menschenwürde, ihr unerwünschtes Dasein unter ständigen Drogengaben fristen mussten.
Menschen, die so wehrlos und so außerhalb des Fokus der Gesellschaft waren, dass man sie sexuell vergewaltigen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass dies Konsequenzen haben würde.
Menschen, an denen man ungestraft Experimente vollziehen konnte und wahrscheinlich auch als kostenlose „Versuchskaninchen“ der Pharmaindustrie benutzt wurden.
Und wiederum waren auch in diesen Heimen die beiden großen Kirchen involviert. Wenn auch die oberste Aufsicht theoretisch bei den Landschaftsverbänden und den Gerichten lag.
Jetzt, nach zig Jahren des Schweigens, des Verschweigens, wollen der Staat und die beiden Kirchen sich einigen, betroffene Menschen aus dieser Zeit mit einem Almosen abzuspeisen. Natürlich nur diejenigen, die fähig sind, einen entsprechenden Antrag zu stellen – wenn sie, denn von diesem Vorhaben Kenntnis besitzen und nicht noch immer zwangsinterniert oder als psychisch krank stigmatisiert sind, so dass sie immer noch keine eigenen Rechte haben.

 

Und wenn nun einer glaubt, dies wäre doch Vergangenheit und soooo lange vorbei…. Dabei ist es wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs- in Deutschland und Welt weit

http://www.anstageslicht.de/themen/misswirtschaft-machtmissbrauch/sexueller-missbrauch-deutschland/missbrauchs-chronologie/

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