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Abzocke mit angeblicher Hilfe – wie Senioren und Pflegebedürftige im WWW ins Visier geraten

Es beginnt immer harmlos


Ein Klick auf Facebook – und plötzlich erscheinen Anzeigen: „Kostenloser Treppenlift dank Pflegekasse“, „Badumbau fast gratis“ oder „Pflegehilfsmittel-Abo ohne Zuzahlung“.
Was nach seriöser Unterstützung klingt, ist in Wahrheit oft ein perfides Geschäftsmodell. Gezielt werden ältere und pflegebedürftige Menschen angesprochen – Menschen, die auf echte Hilfe hoffen und stattdessen in ein Netz aus Täuschung, Datenhandel und versteckten Kosten geraten.

Die neue digitale Masche

Die Maschen wirken modern, sind aber altbekannt: Lockangebote, vermeintliche Gratisleistungen und geschickt platzierte Bilder von freundlichen „Pflegefachkräften“, „Handwerkern“ oder „Medizinern“.
Hinter den glänzenden Anzeigen stecken in Wahrheit keine sozialen Dienstleister, sondern Vermittlungsfirmen, die es auf eines abgesehen haben: Daten und Provisionen.

Sie werben mit professionellen Fotos, staatlich klingenden Begriffen und Formulierungen wie „von der Pflegekasse gefördert“ oder „ohne Zuzahlung möglich“.
Wer seine Kontaktdaten eingibt, bekommt kurze Zeit später Anrufe von völlig fremden Firmen – Handwerksbetriebe, Sanitätshäuser, manchmal auch Callcenter aus dem Ausland.

Das Ziel: Provisionen kassieren.
Denn die Vermittler erhalten Geld, sobald sie eine Adresse oder einen Kontakt erfolgreich weitergeben. Und diese Daten werden oft mehrfach verkauft – an verschiedene Anbieter.

Die Zielgruppe: älter, vertrauensvoll, oft überfordert

Die Werbekampagnen sind genau auf eine Zielgruppe zugeschnitten: Menschen über 60, Pflegebedürftige und deren Angehörige.
Diese Gruppen gelten als besonders empfänglich für Werbung, die „amtlich“ aussieht oder nach Unterstützung klingt. Wenn im Text von „Pflegegrad“, „Pflegekasse“ oder „staatlicher Zuschuss“ die Rede ist, entsteht sofort Vertrauen. Viele der Betroffenen sind dankbar für jede Hilfe – und übersehen dabei, dass sie gerade in ein clever konstruiertes Geschäftsmodell geraten. Sie klicken, weil sie hoffen, ihr Leben etwas leichter zu machen. Doch oft wird daraus das Gegenteil: Anrufe, Datensammelei, Vertragsfallen.

So funktioniert die Täuschung

Die Täuschung ist meist perfekt vorbereitet.

  • Scheinbare Pflege- oder Handwerksseiten: mit Logos, Fotos und Siegeln, die nach Seriosität aussehen.

  • Falsche „Pflegeberaterinnen“: meist Models in Kitteln oder mit Stethoskop.

  • Landingpages mit Formularen: Wer dort „Beratung anfordern“ klickt, übermittelt automatisch sensible Daten – Name, Telefonnummer, Pflegegrad.

  • Kleingedruckte Klauseln: Oft steht dort, dass die Daten an „Partnerunternehmen“ weitergegeben werden dürfen.

Einige Firmen nennen sich sogar „Zentrale für Pflegehilfsmittel“ oder „Pflege-Service Deutschland“. Namen, die amtlich klingen, aber keinerlei offizielle Verbindung haben.

Das Geschäft mit Vertrauen

Im Grunde unterscheidet sich diese digitale Abzocke kaum von früheren Haustürgeschäften. Früher zogen Teppichverkäufer von Tür zu Tür, heute kommen die Angebote über Facebook. Früher waren es Kaffeefahrten, heute heißen sie Online-Beratungen. Das Muster bleibt gleich: Vertrauen gewinnen, schnelle Entscheidungen erzwingen, Adressen einsammeln – und am Ende profitiert nur der Vermittler.

Die neue Dimension: Im Internet ist die Täuschung billiger, schneller und anonymer.
Ein paar Klicks genügen, um Tausende Menschen mit gezielter Werbung zu erreichen – und dabei staatliche Zuschüsse oder Krankenkassenleistungen vorzutäuschen.

Ist das strafbar?

Die Frage, ob solche Praktiken strafbar sind, ist kompliziert.
Solange kein direktes Geld fließt und keine bewusst falschen Tatsachen behauptet werden, bewegen sich viele Anbieter in einer rechtlichen Grauzone.
Juristisch greift oft nur das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) – etwa bei irreführender Werbung – oder die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), wenn persönliche Daten ohne Einwilligung weitergegeben werden.

Verbraucherzentralen versuchen regelmäßig, gegen solche Seiten vorzugehen. Doch die Anbieter wechseln häufig Namen, Domains oder Unternehmenssitze – manche ins Ausland.
Dadurch wird es für Behörden schwer, dauerhaft einzuschreiten.

Wie man sich schützen kann

Betroffene oder Angehörige sollten skeptisch werden, wenn:

  • eine Leistung „kostenlos“ oder „voll übernommen“ versprochen wird,

  • im Impressum kein echtes Unternehmen steht,

  • Fotos zu perfekt und allgemein wirken,

  • oder sofort nach Telefonnummer, Pflegegrad oder Krankenkasse gefragt wird.

Werbung kann man direkt bei Facebook oder Google melden – unter „Anzeige als irreführend kennzeichnen“.
Darüber hinaus kann man sich an die Verbraucherzentrale, die Polizei (Internetwache) oder die Verbraucherschutzstelle der Krankenkassen wenden.

Am wichtigsten aber ist Aufklärung:
Familien, Pflegekräfte und Bekannte sollten ältere Menschen aktiv vor solchen Online-Angeboten warnen und ihnen helfen, seriöse Wege zu gehen – etwa über Pflegestützpunkte, die Krankenkasse oder kommunale Beratungsstellen.

Wenn Hilfe zur Falle wird

Das Tragische an diesen Maschen ist, dass sie mit einem echten Bedürfnis spielen. Wer alt oder pflegebedürftig ist, braucht Unterstützung – nicht Misstrauen. Doch statt Hilfe bekommen viele nur Telefonterror, Datenlecks und leere Versprechen.

Die Plattformen tragen dabei eine Mitschuld: Facebook und andere Netzwerke verdienen an der Werbung mit. Sie könnten solche Anzeigen leicht blockieren – tun es aber oft nicht, solange bezahlt wird.

Das zeigt ein bedrückendes Bild: Selbst in der digitalen Welt werden die Schwächsten nicht geschützt, sondern als „Zielgruppe“ betrachtet.Und das ist – ganz gleich, wie neutral man es ausdrücken möchte – nichts anderes als Ausbeutung.

Fazit

Die digitalen Betrüger sind die neuen Kaffeefahrt-Veranstalter.Sie brauchen keinen Bus, keine Hotelhalle, keinen Teppich.Nur eine Anzeige, ein Formular, ein Klick – und schon beginnt das Geschäft.

Was früher die Haustür war, ist heute der Facebook-Feed. Und wer dort nach Hilfe sucht, muss aufpassen, nicht Opfer einer Abzocke zu werden, die sich als Fürsorge tarnt.

Die Würde alter Menschen verdient Schutz – auch im Internet. Und sie verdient Respekt von allen, die mit ihren Sorgen Geschäfte machen wollen.

Bevor sie irgendetwas kaufen oder bestellen,sprechen sie mit ihrer Pflegekasse, Arzt,Ärztin oder einem offiziellen Pflegedienst oder Pflegestützpunkte, die fast in allen Kommunen vorhanden sind. Nur die können sie wirklich seriös beraten und oft gibt es die Artikel, die man ihnen für teueres Geld aufschwatzen will kostenlos. Egal ob Rollstuhl, Rollator oder sonstige Hilfsmittel.

Treppenlift-Betrug & Datenhandel: Wie Hilfsbedürftige über Facebook ausgenutzt werden

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