Darum müssen wir zurück zu unseren starken Wurzeln!

Denn wer diese Wurzeln aufgibt, wird nicht wachsen und auf Dauer verkümmern.

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Die Entwicklung der Friedenspolitik der Grünen: Von radikaler Abrüstung zur realpolitischen Anpassung
abs/oedt. Die Grünen traten in den 1980er Jahren mit einer klaren Position für Frieden und Abrüstung in die politische Arena. Ihre frühen Programme spiegelten eine radikale Ablehnung von Militär und Krieg wider. Doch im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich ihre Haltung erheblich. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung der friedenspolitischen Positionen der Grünen, vom vehementen Pazifismus bis hin zu einer pragmatischeren Herangehensweise, die schließlich zur Unterstützung von Auslandseinsätzen und einer modernisierten Bundeswehr führte.
                Die Anfänge: Radikale Friedenspolitik und die Ablehnung des Militärs
Die Friedensposition der Grünen in den frühen Jahren war radikal und klar definiert. Im ersten Bundesprogramm von 1980 forderte die Partei die Abschaffung der Bundeswehr und den Ausbau der Vereinten Nationen zu einem wirksamen Instrument der Friedenspolitik. Die Grünen lehnten das Vetorecht in der UN ab und forderten stattdessen die Förderung freiwilliger sozialer Dienste sowie das uneingeschränkte Recht auf Kriegsdienstverweigerung. Diese Positionen spiegelten den Grundkonsens von 1993 wider, der die Ethik der Gewaltfreiheit als eine Ethik der Erhaltung und Entfaltung des Lebens definierte.
Besonders bemerkenswert war die Haltung der Grünen zur Wehrpflicht und zum Militär insgesamt. Die Partei lehnte nicht nur die Wehrpflicht ab, sondern auch jede Form der militärischen Verwendung von Frauen. Im Bundesprogramm von 1987 forderten sie, Männer aus dem Kriegsdienst zu entlassen, statt Frauen in militärische Rollen zu drängen. Sie argumentierten, dass die Aufgabe des Militärs darin bestehe, zu zerstören und zu töten, und dass dies nicht mit einer emanzipatorischen Friedenspolitik vereinbar sei.
Nach der Wiedervereinigung: Abrüstungsforderungen und Blockauflösung
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurden die Forderungen der Grünen nach Abrüstung und Friedenspolitik noch deutlicher. Sie forderten die Auflösung der Bundeswehr, die Streichung aller Rüstungsausgaben und den Austritt Deutschlands aus der NATO. Die Grünen argumentierten, dass Frieden nicht auf der Grundlage von Militärblöcken erreicht werden könne und dass die Schwächung und letztliche Aufhebung der NATO notwendig sei, um dauerhaften Frieden zu schaffen. Auch die Kriegsdienstverweigerer sollten amnestiert und Pläne zur Einbeziehung von Frauen in den Militärdienst aufgegeben werden.
Dennoch sahen sich die Grünen mit der Realität der politischen Landschaft nach der Wiedervereinigung konfrontiert. Trotz ihrer radikalen Forderungen mussten sie feststellen, dass sowohl die NATO als auch die deutsche Bundesregierung weiterhin auf Aufrüstung setzten. Dies führte zu einer zunehmenden Frustration innerhalb der Partei und schließlich zur verlorenen Bundestagswahl 1990, die eine realpolitische Wende einleitete.
Der Übergang zur Realpolitik: Anpassung der Positionen in den 1990er Jahren
Nach der Wahlniederlage und der Fusion mit Bündnis 90 im Jahr 1991 vollzog sich eine deutliche Veränderung in der Haltung der Grünen zur Außen und Sicherheitspolitik. Auf dem Bundesparteitag in Neumünster im Jahr 1991 trat Petra Kelly als Vorsitzende an, erhielt jedoch nur 39 Stimmen, was die Verschiebung der Partei in Richtung einer realistischeren politischen Haltung verdeutlichte.
1994 forderten die Grünen noch den Verzicht auf eine NATOAusdehnung nach Osten und lehnten die Beteiligung der Bundeswehr an militärischen Offensivstrategien ab. Gleichzeitig begannen sie jedoch, die allgemeine Wehrpflicht infrage zu stellen und forderten stattdessen die Einrichtung freiwilliger ziviler Friedensdienste. Die Bundeswehr sollte auf die Hälfte reduziert und auf eine schlagkräftige Freiwilligenarmee umgestellt werden.
Die Kehrtwende in der Friedenspolitik der Grünen wurde spätestens im Wahlprogramm 1998 deutlich, als die Partei zwar weiterhin für Entmilitarisierung eintrat, jedoch einen einseitigen Austritt Deutschlands aus der NATO ablehnte. Stattdessen betonten die Grünen die Notwendigkeit einer neuen transatlantischen Agenda und unterstützten eine modernisierte Bundeswehr.
Die Jahre in der Regierung: Vom Pazifismus zur Kriegsbeteiligung
Mit dem Eintritt in die rotgrüne Bundesregierung 1998 änderte sich die friedenspolitische Haltung der Grünen grundlegend. Der KosovoKrieg 1999 markierte einen Wendepunkt, als die Grünen nicht nur die NATOIntervention unterstützten, sondern auch einen wesentlichen Teil der politischen Verantwortung für die deutsche Beteiligung am Krieg trugen. Außenminister Joschka Fischer argumentierte, dass die Intervention zur Verteidigung der Menschenrechte notwendig sei, und half damit, in der Bevölkerung Akzeptanz für die erste aktive Kriegsbeteiligung Deutschlands nach 1945 zu schaffen.
Auch die Invasion in Afghanistan im Jahr 2001 wurde von den Grünen mit dem Argument der Bündnistreue und des Kampfes gegen Terrorismus unterstützt. Obwohl die Partei sich im Wahlkampf 2002 gegen die USgeführte Invasion im Irak stellte, war dies ein weiteres Zeichen für die zunehmende Akzeptanz militärischer Interventionen unter bestimmten Bedingungen.
Das Erbe der Friedensbewegung und die Zukunft der Grünen Außenpolitik
Trotz dieser realpolitischen Anpassungen blieb das Erbe der Friedensbewegung tief in der Identität der Grünen verankert. Im Grundsatzprogramm 2002 wurde die Möglichkeit von Ausnahmen von der Gewaltfreiheit angesprochen, wenn es um völkermörderische oder terroristische Gewalt ging. Dennoch betonten die Grünen weiterhin die Bedeutung kollektiver Sicherheit durch internationale Zusammenarbeit, insbesondere im transatlantischen Bündnis.

Die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 unter der schwarzgelben Koalition, unterstützt von den Grünen, war ein weiterer

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Schritt in Richtung einer pragmatischeren Sicherheitspolitik. Seitdem setzen die Grünen zunehmend auf eine gut ausgebildete Freiwilligenarmee, die flexibel auf internationale Krisen reagieren kann.

Mit der neuen Parteiführung ab 2018 und dem Grundsatzprogramm 2020 wird deutlich, dass die Grünen eine Bundeswehr wollen, die fest in der Gesellschaft verankert ist und die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegelt. Gleichzeitig betonen sie die Notwendigkeit, dass Soldat*innen wertegeleitet handeln, was zeigt, dass die Grünen zwar militärische Mittel akzeptieren, diese aber stets an hohen ethischen Maßstäben messen wollen.
Fazit: Die Evolution einer Friedenspartei
Die Grünen haben sich von einer radikalen pazifistischen Bewegung zu einer Partei entwickelt, die militärische Mittel als Teil ihrer Außenpolitik akzeptiert, solange diese im Rahmen internationaler Zusammenarbeit und unter strengen ethischen Vorgaben eingesetzt werden. Diese Entwicklung spiegelt die Herausforderungen und Realitäten wider, denen sich die Partei im Laufe der Jahrzehnte stellen musste. Dennoch bleibt das Ziel einer friedlicheren Welt ein zentraler Bestandteil der grünen Identität, auch wenn der Weg dorthin heute pragmatischer und weniger radikal ist als in den Gründungsjahren.
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