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NATO-Aufrüstung verschärft die Klimakrise

abs/oedt. Während die Welt unter den Folgen der Klimakrise leidet, bereitet sich das mächtigste Militärbündnis der Welt, die NATO, auf eine dramatische Ausweitung seiner Rüstungsausgaben vor. Inmitten von Extremwetter, Waldbränden und einem fast sicheren Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze will die NATO das Ziel ihrer Militärausgaben von derzeit 2 % auf 3,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen. Ein Schritt, der nicht nur sicherheitspolitisch fragwürdig, sondern ökologisch katastrophal wäre.

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Militärausgaben steigen, Klimabilanz stürzt ab

Bereits jetzt sind die Auswirkungen der Rüstungsinvestitionen alarmierend. Von 2021 bis 2024 sind die Militärausgaben der NATO-Staaten um 25 % gestiegen – von 1.177 Milliarden US-Dollar auf 1.506 Milliarden USD. Parallel dazu explodierten auch die Emissionen: Der militärische CO₂-Fußabdruck stieg um 40 % auf nunmehr 273 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent (MtCO₂e).
Besonders drastisch fiel die Erhöhung in Europa und Kanada aus: 17,9 % mehr Rüstungsausgaben – die stärkste Steigerung seit Jahrzehnten. Diese Mittel fehlen zunehmend an anderer Stelle, etwa in der Klimafinanzierung, Energie-Infrastruktur oder sozialen Daseinsvorsorge.

3,5 % des BIP: Eine klimapolitische Zeitbombe

Das von der NATO vorgeschlagene neue Ausgabenziel von 3,5 % des BIP könnte die globalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels massiv untergraben. Laut Schätzungen würden sich die Militärausgaben der NATO bis 2030 auf 13,4 Billionen US-Dollar belaufen – ein Zuwachs von 2,6 Billionen USD im Vergleich zu heute.
Zum Vergleich: Mit diesen Geldern könnte man den gesamten globalen Stromsektor bis 2030 auf Netto-Null-Emissionen umstellen – oder den jährlichen Klimafinanzierungsbedarf des globalen Südens von 1 Billion USD für fast drei Jahre vollständig decken.

Klimaziele in Gefahr: NATO-Emissionen übersteigen Reduktionsziele der EU

Wenn das neue 3,5 %-Ziel umgesetzt wird, würde die NATO bis 2030 2.330 MtCO₂e verursachen – mehr als Brasilien und Japan zusammen jährlich ausstoßen. Im Vergleich zum heutigen Niveau wäre das ein Plus von 692 MtCO₂e.
Dieser Anstieg würde die geplante jährliche Emissionsreduktion der EU von 134 MtCO₂e bis 2030 vollständig zunichtemachen. Damit ist klar: Die NATO-Rüstungspolitik gefährdet direkt die europäischen Klimaziele.
Finanzlücke bei grüner Transformation

Die EU-Fördermittel für die grüne Transformation, insbesondere über die Fazilität für Konjunkturbelebung und Widerstandsfähigkeit (RRF), laufen 2026 aus.

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Damit entsteht eine Finanzierungslücke von mindestens 180 Milliarden Euro bis 2030 – allein zur Aufrechterhaltung bestehender Investitionen. Währenddessen wachsen die Militäretats unaufhaltsam weiter.

Die NATO-Staaten haben ihre Versprechen zur internationalen Klimafinanzierung schon jetzt dramatisch verfehlt. In den letzten zehn Jahren gaben sie 52-mal mehr für Rüstung als für Klimahilfen aus. Im Zeitraum 2023–2024 wurden die Militärausgaben im Schnitt um 14,8 % erhöht, während Entwicklungshilfen um 7,3 % gekürzt wurden. Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel dieser Mittel in Klimaprojekte fließt, ist ein Rückgang der internationalen Klimafinanzierung vorprogrammiert.

Globales Wettrüsten mit fatalen Folgen
Sollte das 3,5 %-Ziel der NATO international Schule machen, droht ein weltweites Wettrüsten. Sollte etwa China diesem Beispiel folgen, würden sich dessen Militärausgaben auf 646 Milliarden USD verdoppeln – mit entsprechenden Konsequenzen für Emissionen, Sicherheit und soziale Investitionen weltweit.

Gewinner des Militarisierungstrends: Die Rüstungsindustrie

Inmitten dieser Entwicklung profitieren vor allem die Rüstungsunternehmen. Die zehn größten Waffenhersteller in NATO-Staaten verzeichneten zwischen 2023 und 2024 einen Umsatzanstieg von durchschnittlich 7,79 %. Die Interessen dieser Konzerne stehen zunehmend im Widerspruch zu den Erfordernissen des Klimaschutzes.

Fazit: Sicherheit geht nur mit Klimaschutz
Angesichts der eskalierenden Klimakrise ist das neue 3,5 %-Ziel der NATO nicht nur moralisch fragwürdig, sondern ökologisch unverantwortlich. Jeder Dollar, der in Panzer, Raketen und Militärflotten investiert wird, fehlt im Kampf gegen die Erderwärmung – der eigentlichen existenziellen Bedrohung unserer Zeit.

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Was wir brauchen, ist eine globale Abrüstung zugunsten einer klimagerechten Weltordnung – nicht mehr Waffen, sondern mehr Investitionen in Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Resilienz.

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