Wie deutsche Medien zur Normalisierung faschistischer Ideologien beitragen
abs/oedt. Seit Jahren verharmlosen viele Medien in Deutschland rechtsextreme Positionen und tragen so zur schleichenden Normalisierung faschistischer Ideologien bei. Eine gefährliche Entwicklung, die dringend gestoppt werden muss.
Medien und ihre Verantwortung: Ein ungenutztes Potenzial
Acht Jahre nach dem ersten Wahlkampf und Sieg von Donald Trump sollten Journalist*innen eigentlich gelernt haben, wie mit populistischen und extremistischen Bewegungen umzugehen ist. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Viele Medien haben kaum dazugelernt. Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht dies drastisch:
Nachdem Milliardär und Trump-Berater Elon Musk bei einer politischen Veranstaltung den Hitlergruß zeigte, lautete die Schlagzeile vieler Medien lediglich, er habe mit einer „Geste irritiert“. Der Kontext – Musks fortlaufende Unterstützung rechtsextremer Bewegungen, seine Nähe zur AfD und seine Nutzung extrem rechter Symbole wie „Pepe the Frog“ – wurde oft ausgelassen.
Die Rolle deutscher Medien: Verharmlosen statt einordnen
Doch das Problem beschränkt sich nicht auf die USA. Auch in Deutschland berichten viele große Medienhäuser unkritisch über rechte Akteure und ihre Strategien. Der AfD wird immer wieder eine Bühne geboten, ohne dass ihre Narrative ausreichend hinterfragt werden. Ob Talkshows, Zeitungsinterviews oder Online-Artikel – rechtsextreme Positionen werden oft als „legitime“ Meinung dargestellt, ohne ihre demokratiegefährdenden Konsequenzen zu thematisieren.
Ein besonders problematisches Beispiel ist die mediale Berichterstattung über den „Kulturkampf“ in deutschen Schulen. Während rechte Kreise fordern, LGBTIQA*-Inhalte aus dem Schulunterricht zu verbannen, wird in vielen Medien darüber berichtet, als handle es sich um eine normale politische Debatte – dabei geht es in Wahrheit um den Angriff auf grundlegende Menschenrechte.
Die „falsche Balance“: Ein gefährliches Missverständnis
Viele Journalist*innen berufen sich auf Neutralität und Meinungsvielfalt, wenn sie rechtsextreme Akteure einladen oder ihre Positionen ohne kritische Einordnung wiedergeben. Doch dies führt zu einer „falschen Balance“ – einer journalistischen Fehlentscheidung, die bereits im Kontext der Klimakrise problematisch war. Jahrzehntelang gaben Medien Klimawandel-Leugnern eine Bühne, um scheinbar „beide Seiten“ der Debatte abzubilden – mit verheerenden Folgen für das gesellschaftliche Bewusstsein. Genau dasselbe geschieht nun mit dem Erstarken der extremen Rechten: Die AfD und andere rechte Akteure stellen sich als „unterdrückte“ Stimmen dar, während Medien ihre Narrative unhinterfragt verbreiten.
Ein Beispiel für verantwortungsvollen Journalismus
Dass es auch anders geht, zeigte kürzlich ausgerechnet „Die Zeit“ – ein Medium, das sich nicht immer als besonders progressiv hervorgetan hat. Nachdem Elon Musk den Hitlergruß zeigte, nannte „Die Zeit“ die Geste klar beim Namen und schnitt den Arm auf dem Bild ab, um die Symbolik nicht weiter zu verbreiten. Genau so muss mit faschistischen Akteuren umgegangen werden: keine Bühne, keine Verharmlosung, klare Benennung der Tatsachen.
Medien müssen ihre Rolle neu überdenken
Die Aufgabe der Medien ist es, Informationen einzuordnen und Gefahren für die Demokratie klar zu benennen. Wenn Journalist*innen Menschenrechtsverletzungen oder rechtsextreme Positionen als bloße „Meinungsverschiedenheiten“ behandeln, dann versagen sie in ihrer Verantwortung. Angesichts der politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa ist es dringender denn je, dass Medien einen klar antifaschistischen Standpunkt einnehmen und rechtsextreme Akteure nicht weiter normalisieren.
Wenn Menschenrechte infrage gestellt werden, kann und darf es keine „Neutralität“ geben. Das muss unsere „Rote Linie“ sein.