Aus der Region

Deutschland spart an Bildung — und wundert sich über das Ergebnis


Deutschland gibt im EU-Vergleich auffallend wenig für Bildung aus. Kein Wunder, dass Schulen bröckeln, Lehrkräfte fehlen und Chancen ungleich verteilt sind. Wir zahlen an der falschen Stelle.

Deutschland redet gern von „Investition in die Zukunft“. In der Realität aber bleibt ausgerechnet die Finanzierung der Bildung eine chronische Baustelle — und das zeigt der EU-Bericht klar: 2023 flossen hierzulande nur rund 9,2 Prozent der öffentlichen Ausgaben bzw. etwa 4,5 Prozent des BIP in Bildung — weniger als der EU-Durchschnitt. Damit reiht sich Deutschland unter den Ländern ein, die deutlich knapper haushalten als nötig. Science Luxembourg+1

Das ist kein mathematischer Zufall, sondern eine politische Entscheidung — eine Entscheidung, die kurzsichtig, feige und schlichtweg verantwortungslos ist. Während andere Staaten mehr in Schulen, Lehrpersonal und Infrastruktur pumpen, behandeln wir Bildung als austauschbare Variable in Haushaltsdebatten. Die Folge: überfüllte Klassen, sanierungsbedürftige Gebäude, Lehrkräftemangel und zu wenig Geld pro Schüler. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Deutschlandfunk+1

Diese Sparpolitik trifft die Schwächsten zuerst. Kinder aus finanzschwächeren Haushalten verlieren Chancen; berufliche Bildung wird zum Flickwerk; Forschung und Hochschulen bekommen nur bedingt die Mittel, die sie bräuchten, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Europaweit sinkt der Anteil des BIP, den Staaten für Bildung ausgeben — und wir fallen weiter zurück. Das ist nicht nur ökonomisch kurzsichtig, es ist moralisch unverzeihlich.

Politisch ist das ein Armutszeugnis. Statt endlich mutige Prioritäten zu setzen, üben sich Verantwortliche in Ausflüchten: „Haushaltszwänge“, „andere Prioritäten“, „fiskalische Konsolidierung“. Übersetzt heißt das: Wir

Ergebnisse des Bildungsmonitors 2022 für die einzelnen Bundesländer anhand von 98 Einzelindikatoren

schneiden bei der Zukunft des Landes. Länder, die heute mehr investieren, werden morgen die besseren Fachkräfte, die stabileren Innovationsnetzwerke und die gerechteren Gesellschaften haben. Deutschland dagegen riskiert, seine Entwicklungskraft zu verlieren — weil man glaubt, man könne Wachstum aus Sparsamkeit generieren. Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Es ist Zeit für eine politische Richtungsentscheidung: Bildung darf nicht länger ein Sparposten sein. Wir brauchen klare Zahlenzusagen, mehr Geld pro Schüler, attraktive Bedingungen für Lehrkräfte, moderne Gebäude und erheblich höhere Investitionen in frühkindliche Bildung und berufliche Ausbildung. Wer von der Zukunft spricht, aber das Bildungsbudget schrumpfen lässt, betreibt Täuschung am Wähler. Und wer zulässt, dass Bildung zur Kollateralschadenpolitik wird, hat die Verantwortung verraten.

Deutschland kann sich das nicht leisten — nicht wirtschaftlich, nicht gesellschaftlich, und schon gar nicht moralisch. Es reicht nicht zu klagen. Es muss investiert werden. Sonst werden die heutigen Einsparungen morgen als verpasste Chancen teuer bezahlt.

EU-Bericht „Investing in education 2025“ / Eurostat, Deutschlandfunk (Berichterstattung), IW-Analysen. Science Luxembourg

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