
Alarmierende Zahlen und trotzdem unzureichende Hilfsstrukturen
abs/oedt. Die Gewalt gegen Frauen in Deutschland nimmt weiter zu, wie aktuelle Statistiken eindrücklich zeigen. Doch trotz steigender Fallzahlen und wachsendem Hilfebedarf drohen den Frauenhäusern und Beratungsstellen insbesondere in Nordrhein-Westfalen drastische Kürzungen. Die Landesregierung plant Einsparungen in Höhe von 1,9 Millionen Euro – ein Schritt, der bei Betroffenen, Fachleuten und Verbänden auf massive Kritik stößt.
Dramatische Zahlen und erschreckende Entwicklungen
Laut einem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im vergangenen Jahr mehr als 52.300 Frauen Opfer von Sexualstraftaten – ein Anstieg um 6,2 Prozent. Auch bei häuslicher Gewalt verzeichnete das BKA eine Zunahme um 5,6 Prozent auf knapp 180.700 betroffene Frauen.
Besonders alarmierend ist der 25-

prozentige Anstieg der digitalen Gewalt, die nun 17.200 weibliche Opfer betrifft.
Femizide bleiben eine traurige Konstante: 360 Frauen wurden im vergangenen Jahr allein aufgrund ihres Geschlechts getötet, während 578 weitere Mordversuche dokumentiert wurden. Diese Gewalt hat viele Gesichter – von psychischer und finanzieller Abhängigkeit bis hin zu physischer und sexueller Gewalt. Häufig bleibt die Gewalt im Verborgenen, denn Täter zeigen ihr wahres Gesicht oft nur im häuslichen Umfeld.
Hilfsangebote am Limit
Die Nachfrage nach Hilfe ist enorm, doch die vorhandenen Ressourcen reichen längst nicht aus. Frauenhäuser und Beratungsstellen sind überfüllt, sodass allein in Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr über 7.200 Frauen aus Platzmangel abgewiesen wurden. Die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Anke Unger nennt die geplanten Kürzungen „absolut unverständlich“. Statt den bestehenden Mangel zu beseitigen, würden finanzielle Einschnitte die ohnehin prekäre Situation weiter verschärfen.
Auch die SPD-Fraktion im NRW-Landtag fordert ein Umdenken: „Es kann niemanden kaltlassen, dass drei von vier Frauen, die Schutz suchen, abgewiesen werden müssen“, so Anja Butschkau, gleichstellungspolitische Sprecherin der Partei. Der flächendeckende Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen sei dringend erforderlich, insbesondere im ländlichen Raum.
Prävention als Schlüssel
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Prävention. Einrichtungen wie die Frauenberatungsstelle Krefeld setzen auf Bildungsarbeit, um junge Menschen für das Thema Gewalt zu sensibilisieren. Workshops in Schulen vermitteln, wie Liebe und Respekt in Beziehungen gelebt werden können und wie Grenzen gewahrt bleiben. Dabei wird nicht nur Mädchen vermittelt, wie sie sich schützen können – auch Jungen wird beigebracht, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen.
„Beschützte Töchter durch aufgeklärte Söhne“, lautet das Motto der Präventionsarbeit. So soll langfristig ein gesellschaftliches Umdenken gefördert werden, um Gewalt gegen Frauen effektiv zu bekämpfen.
Forderungen an die Politik
Die steigenden Fallzahlen machen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Die Finanzierung von Schutzstrukturen muss nicht nur erhalten, sondern ausgebaut

werden. Einrichtungen wie Frauenhäuser und Beratungsstellen dürfen nicht finanziell ausgehungert werden – im Gegenteil: Es braucht mehr Plätze, besser geschultes Personal und ein stärkeres Netzwerk, um betroffenen Frauen und Kindern Schutz und Perspektiven zu bieten.
Hilfe und Ansprechpartner vor Ort
Betroffene Frauen und Mädchen können sich anonym und kostenfrei an Frauenberatungsstellen wenden, wie beispielsweise an die Frauenberatungsstelle in Krefeld. Neben Unterstützung bei Gewalt und Trennung bieten solche Einrichtungen auch Hilfe bei psychischen Belastungen, Essstörungen und rechtlichen Fragen.
Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wird deutschlandweit auf das Thema aufmerksam gemacht. Doch das allein reicht nicht:
Es braucht konkrete politische Maßnahmen, um Gewalt an Frauen nicht nur zu thematisieren, sondern langfristig einzudämmen.