Aus der Region

Wenn Gleichgültigkeit tötet

Wie viele Einsamkeiten könnten wir verhindern, wenn wir uns wieder trauen, menschlich zu sein?

abs/oedt.  In Valencia wurde ein Mann gefunden, der seit fünfzehn Jahren tot in seiner Wohnung lag – unbemerkt, in einem Mehrfamilienhaus, mitten in der Stadt. Kein Nachbar, kein Verwandter, niemand bemerkte sein Verschwinden. Die Polizei entdeckte die Leiche erst, als Regenwasser durch das Fenster eindrang. Der Mann hieß Antonio, war etwa 70 Jahre alt und starb vermutlich eines natürlichen Todes.
Ein Symbol unserer Zeit

Was sich in Spanien ereignete, ist mehr als eine Tragödie – es ist ein Spiegel unserer modernen Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der Menschen vereinsamen, während sie von anderen Menschen umgeben sind. In der Kommunikation digital geworden ist, aber Nähe verschwindet. Wir teilen Likes, aber keine Lebenszeichen.
Der Fall von Valencia steht für das, was wir längst spüren, aber selten aussprechen:
Wir leben dicht beieinander, aber oft weit voneinander entfernt. Nachbarn werden zu Schatten, Namen auf Klingelschildern. Es gibt keine Besuche mehr, kein Nachfragen, kein Klopfen an der Tür.

Technik ersetzt kein Mitgefühl

Unsere „modernen Errungenschaften“ – Smartphones, soziale Netzwerke, Online-Dienste – verbinden uns scheinbar, schaffen aber eine gefährliche Illusion. Sie ersetzen menschliche Nähe durch Klicks und Algorithmen. Wir sehen Bilder von anderen, aber kaum noch den Menschen selbst.
Antonio in Valencia starb nicht nur einen natürlichen Tod – er starb an Einsamkeit, an Gleichgültigkeit, an einem System, das alles verwaltet, aber nichts mehr fühlt. Dass seine Rechnungen jahrelang automatisch bezahlt wurden, ist sinnbildlich: das Leben lief weiter – nur ohne ihn.

Zeit für echte Nähe

Wie viele Türen müssten wir nur einmal öfter klopfen?
Wie viele Menschen würden leben, wenn jemand gefragt hätte: „Geht’s Ihnen gut?“
Mitgefühl beginnt nicht in den sozialen Medien, sondern im echten Leben.
Vielleicht ist die größte Errungenschaft der Zukunft nicht mehr Technik – sondern Menschlichkeit.

 

15 Jahre Einsamkeit – ein stiller Schrei unserer Zeit

Ein Mann stirbt in seiner Wohnung. Niemand bemerkt es – nicht für Tage, nicht für Monate, sondern für fünfzehn Jahre.
Mitten in einer Großstadt, umgeben von Stimmen, Türen, Nachbarn.
Und doch: niemand klopft, niemand fragt, niemand vermisst ihn.
Was in Valencia geschah, ist kein Einzelfall, sondern ein bedrückendes Symbol unserer Gegenwart.
Einer Zeit, in der wir uns voneinander entfernen, obwohl wir technisch so „verbunden“ sind wie nie zuvor.
Wir schreiben Nachrichten an Unbekannte, während wir nicht wissen, wer neben uns wohnt.
Wir scrollen durch Leben, die andere posten, während wir das echte Leben kaum noch berühren.
Wir nennen es Fortschritt, Unabhängigkeit, Freiheit – doch oft ist es Kälte in einem neuen Gewand.

Unsere Städte sind voller Menschen, aber leer an Nähe.
Nachbarschaft ist ersetzt durch Klingelschilder, Mitgefühl durch Datenschutz, Anteilnahme durch Ablenkung.
Und so kann jemand jahrelang tot in seiner Wohnung liegen, während die Welt draußen ungerührt weiterläuft – digital, effizient, gleichgültig.
Vielleicht sollten wir uns fragen:
Wie viele Türen müssten wir nur einmal mehr klopfen?
Wie viele Blicke müssten wir nur kurz heben, um zu sehen, dass jemand fehlt?
Wie viele Einsamkeiten könnten wir verhindern, wenn wir uns wieder trauen, menschlich zu sein?
Denn manchmal beginnt Mitgefühl nicht mit großen Gesten –
sondern mit einem einfachen: „Geht’s Ihnen gut?“

Hermann Hesse:

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

 

 

https://www.n-tv.de/panorama/Rentner-liegt-in-Spanien-15-Jahre-tot-in-seiner-Wohnung-article26093583.html

https://standpunkt-grefrath.de/

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-09/essen-borbeck-bank-kunde-unterlassene-hilfeleistung

 

Der 25. November ist der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

https://standpunkt-grefrath.de/armut-darf-nicht-sichtbar-sein-sagen-die-stadtplaner/

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