Grefrath (mab) Die wahren Geschichten schreibt stets das Leben. Genau deshalb sind sie so interessant und ab und an auch kaum nach zu vollziehen. So wie beim dem Harmonium der alten Grefrather Friedhofskapelle am Gemeindefriedhof auf der Schaphauser Straße.

Im Jahr 1963 wurde die Friedhofskapelle mit der Leichenhalle nach Entwürfen des Grefrather Architekten Heribert Möller fertiggestellt und diente dann der Gemeinde 32 Jahre, bis das Bestattungshaus Camps vor zehn Jahren in Betrieb ging.

11 Jahre nach der Fertigstellung bekam die Friedhofskapelle ein Harmonium. Dieses Harmonium wurde jedoch nur ein Dutzend Jahre benötigt, bis eben das Bestattungshaus Camps seine Tätigkeit aufnahm. Von da an (2006) wurden weder die Friedhofskapelle, noch das Harmonium benötigt. Beides „ruhte in Frieden“, ohne das die Gemeindeverwaltung, oder andere Personen auf die Idee kamen dieses Harmonium an anderer Stelle einzusetzen. Vielleicht wäre es der Spitzhacke zum Opfer gefallen, oder einem Trödler. Wer weiß das schon. Bis vor einigen Wochen, als die Kapelle vom Bürgermeister Manfred Lommetz und weiteren Personen besichtigt wurde. Da fiel dem gebürtigen Grefrather Bürger Manfred Baum (68) das Harmonium, wie auch andere Dinge auf.

Harmonium
Foto: mab

Die „Harmonium-Rettungsaktion“ nahm seinen Lauf und fand jetzt in diesen Tagen ein vorläufiges Happy End. Auf Grund eines Bürger-Antrages von Baum und einer Anfrage der Bündnisgrünen an den Bürgermeister war Manfred Lommetz „unverzüglich tätig geworden.“ Denn: Erforscht werden mussten die Eigentumsverhältnisse. Am Mittwoch lag das Ergebnis vor und Lommetz informierte Manfred Baum. Der hatte nämlich empfohlen, dass Harmonium dem Oedter Altenzentrum zur Verfügung zu stellen, da im dortigen „Raum der Stille“ (Kapelle) für die Gottesdienste (katholisch wie evangelisch) lediglich ein Klavier zur Verfügung steht. Der Förderverein des Altenzentrums, in dem er (Baum) Mitglied ist, hatte bereits einige Male über die Anschaffung eines Harmonium diskutiert, ohne jedoch diese Gedanken umzusetzen. Das im Jahr 1974 angeschaffte Harmonium, so hatte Lommetz festgestellt, war „Eigentum der Gemeinde.“ Das hatte einen Tag zuvor auch der ehemalige Fraktionschef der CDU Klaus Mäurers Manfred Baum mitgeteilt, denn Mäurers (auch Vorsitzender des Fördervereins des Altenzentrums) konnte sich noch gut an die Anschaffung erinnern. Bürgermeister Manfred Lommetz ordnete an, dass der Bauhof das Harmonium zum Oedter Altenzentrum bringen soll.

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Foto:abs

Da passt es ganz gut in den „zeitlichen Ablauf“ für das „noch gut aussehende Harmonium“, dass die Jahreshauptversammlung des Fördervereins im Juni stattfinden wird. Dann, wenn der Förderverein sich für eine Sanierung aussprechen sollte, bzw. er dies könnte, dann würde das „Gemeinde-Harmonium“ aus der Grefrather Friedhofskapelle möglicherweise in nicht allzu ferner Zeit die Gottesdienste im Oedter Altenzentrum verschönern und die „unendliche Geschichte“ hätte ein wahrlich gutes Ende gefunden nach der „fast zu langen Ruhefrist“ am Eingang des Grefrather Gemeindefriedhofes.

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Foto:abs

Schon Konfuzius hat gesagt: „Die Musik zielt darauf hin, das Herz mit edlen Gefühlen zu erfüllen.“ Vielleicht ist das ja auch bald der Fall im „Raum der Stille.“

Fakten aus der Verwaltung:

Das Harmonium stammt aus dem Jahre 1974, wir besitzen sogar noch
die original Garantieurkunde und entsprechende Prospekte. Ausweislich der
Garantieurkunde handelt es sich um eine Philips Philicorda 760. Das
Harmonium hat damals übrigens inkl. Manualabdeckung und Orgelbank 2850,– DM
gekostet.

Vor dem Harmonium wurden die Trauerfeierlichkeiten in der Kapelle mit einer
gebrauchten erworbenen elektrischen Orgel aus der ev. Kirche in Oedt
begleitet. Die war dann aber irgendwann nicht mehr reparabel und sollte
ursprünglich in Zahlung gegeben werden, das ist konnte dann aber nicht
realisiert werden, weil es sich bei diesem Gerät noch um ein Röhrengerät
handelte, dass schon 1974 nur noch technischer Sondermüll war.

Anfang der 90er Jahre ist das Harmonium einmal überholt worden, weil schon
damals Klage über die nicht mehr vorhandene „Reintönigkeit“ geführt wurde.

 

Oedt

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