Zu einfach, allzu einfach entrüstet man sich über die Beweggründe, das ein ehrenamtlicher Bürgermeister von seinem Amt zurück tritt: aus Angst vor Anfeindungen, weil er eine Familie schützen möchte oder weil ihn die „grosse“ Politik angeblich in Stich gelassen hat (Was ich ja nicht einmal komplett abstreiten möchte), aber:
es ist die so oft beschworene Nazikeule, die eher mit Solidarität bedacht wird und eigentlich im Nebel der Vergangenheit anzusiedeln sei, als sogenannte „demokratische“ Meinungsäusserungen, über die man (wer immer oder was immer das ist) reden muss.

„Der Fremde, Figur des Hasses und des anderen, ist weder das romantische Opfer unserer heimischen Bequemlichkeit noch der Eindringling, der für alle Übel des Gemeinwesens die Verantwortung trägt.“
Julia Kristeva

Auch das Ent-Schuldigen, dass ein(e) KommunalpolitikerIn ja freiwillig diese ehrenamtliche Arbeit macht und er/sie weiss, worauf sie sich einlässt, ist ein Argument, das mit Demokratie nichts, aber auch garnichts zu tun hat.

Die gleiche Presse, die sich jetzt über die Gründe des Rücktritts echauffiert, füttert mit ihrer Wortwahl ständig den rechten Mob und in dessen Schlepptau die sogenannten empörten Bürger. Eine Stimmungsmache, die scheinbar zur Tagesordnung gehört.

Bürgermeister
Markus Nierth

Bürgermeister Nierth wurde nicht von einem rechten Kader zum Rücktritt gezwungen, sondern von demokratischen Parteien, Institutionen und Bürgern, die den Markus Nierth einfach in Stich gelassen und dem „Volk“ zum Frass vorgeworfen haben.
Doch jetzt sucht man Erklärungen, fühlt sich betroffen und hält wohltemperierte Sonntagsreden, die niemand hören möchte und von Niemanden verstanden wird, weil sie von Grund auf unehrlich sind.

„Ich habe von nichts gewusst“

Dabei geht es nicht einmal primär darum, dass die Aufnahme von Flüchtlingen ein Akt der Menschlichkeit ist und wir eine historische Verpflichtung haben. Nein, es geht darum, wie wir mit Meinungsbildung umgehen, wie wir dies zulassen und sehr oft nur nachplappern, was uns in und durch Medien vorgesetzt wird: kritiklos und ohne unseren Arsch aus dem Sessel zu erheben damit wir uns eine eigene, reale Meinung erarbeiten können.
Nachplappern ist so einfach, weil dadurch die eigene Schuld relativiert wird. Bekannte Medien haben es so gesagt oder geschrieben und selbst hat man ja „nur“ zitiert. Der gewollte Nebeneffekt ist, durch diese Vorgehensweise wertet man sich selbst auf, besonders dann, wenn man selbst in vermeintlichen, prekären Situationen leben muss (Hartz4 z.B.). So dienen Rassismen und Klischees vor allem die Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls und man möchte sich von „Denen“ abgrenzen dürfen.

Bürgermeister Markus Nierth ist nur ein Synonym für die Wertschätzung ehrenamtlicher Tätigkeiten in Politik und Gesellschaft. Blitzableiter unserer eigenen Unfähigkeiten.

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