Jean_Anthelme_Brillat-Savarin
Physiologie des Geschmacks

oedt/abs. Als der französische Gastrosoph Jean Anthelme Brillat-Savarin seinen Ausspruch: „über Geschmack kann man nicht streiten“ sagte, lebte er in einer Zeit, in der Essen und Trinken noch einen hohen Stellenwert hatte und nicht nur als Nahrungsaufnahme gesehen wurde. Eine Zeit, in der es noch keine Fleischfabriken, sondern artgerechte Haltung ohne Wachstumsbeschleuniger oder Antibiotika gab. Obst und Gemüse kannten weder Pestizide noch war es von Monsanto „veredelt“ worden. Eine Zeit, jenseits von Aldi & Co, Müller Milch und  kilometerlangen Treibhäuser in Andalusien. Jenseits von Backfactory, 1 € Shops und Aqua-Culturen. Einer Zeit, in der man  Geschmack nicht rational beweisen konnte und musste.  

Heute, Heute ist alles anders. Lebensmittel haben eine Werteeigenschaft, die ein Werturteil rechtfertigt. Sommeliers bewerten Weine. Köche das angebliche „Kochen  in Restaurants“ oder Lebensmittel in Supermärkten. Es gibt Theater- und Literaturkritiker,  Castingshows und Dieter Bohlen. Stiftung Warentest uva.

So kann man feststellen, dass sich über Geschmack doch streiten lässt, weil Geschmack auch ein Werturteil zwischen „gut“ und schlecht“ beinhaltet, veränderbar ist und im Laufe der Jahre für alles Experten hervor gebracht hat. Ebenso wie unser Geschmacksempfinden im Laufe der Zeit verkümmert ist.

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Hier soll eine Unterkunft für 5 Familien, in 5 Zimmer entstehen, die in Deutschland Schutz suchen Bauausführung: Hammelmann. foto/abs

Auch diese Bilder zeugen nicht gerade von einem Ausgeprägten Geschmack, obwohl dieses „Machwerk“ nicht eben billig ist. Mich stösst es ab, wie man ein Gebäude, in dem Menschen LEBEN sollen, absichtlich oder unabsichtlich, vielleicht sogar mit einer gut gemeinten Intention,  gettoisiert.

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Hier soll eine Unterkunft für 5 Familien, in 5 Zimmer entstehen, die in Deutschland Schutz suchen Bauausführung: Hammelmann. foto/abs
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Hier soll eine Unterkunft für 5 Familien, in 5 Zimmer entstehen, die in Deutschland Schutz suchen Bauausführung: Hammelmann. foto/abs

 

 

 

 

 

 

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One thought on “„Sobre los gustos no hay disputo“, oder wie man geschmacklos bauen kann.”

  1. Also gegen die Steinmauern habe ich nichts auszusetzen. Die sieht man oft heutzutage. Viel mehr würde es mich interessieren, wie die Glasfassade verändert wird, damit dahinter auch gelebt werden kann, ohne – und trotz der Mauer – seinen Alltag der Öffentlichkeit zu präsentieren.

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