© Pierre Holtz - UNICEF, hdptcar from Bangui, Central African Republic - Unsafe drinking water 03

Pressemitteilung Bund:

BUND-Gewässerreport: Alarmierender Zustand von Deutschlands Flüssen und Seen

16. Mai 2018 | Flüsse & Gewässer, Landwirtschaft, Meere

 

Berlin: Insgesamt 92 Prozent aller Flüsse und Seen in Deutschland sind in einem beklagenswerten Zustand. Ursachen dafür gibt es viele, unter anderem zu viel Dünger und Pestizide aus der Agrarindustrie, Begradigung und Vertiefung vor allem für die Schifffahrt oder Schadstoffe aus dem Bergbau. „Wasser ist unsere Lebensgrundlage“, sagt der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Hubert Weiger bei der Vorstellung des Gewässerreports, „daher kämpft der BUND als der Flussverband Deutschlands seit seiner Gründung für naturnahe Gewässer in Deutschland.“ Mit der Präsentation des Gewässerreports startet der BUND zeitgleich die Kampagne „Rette unser Wasser“. Ziel ist es, ein Aufweichen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Rahmen des anstehenden Überprüfungsprozesses auf europäischer Ebene zu verhindern.

„Der BUND-Gewässerreport macht klar, dass sich die Politik endlich bewegen muss, damit unser Wasser noch zu retten ist“, sagt Weiger. Doch zurzeit geschieht genau das Gegenteil: Die EU prüft, ob sie den Gewässerschutz sogar noch abschwächen oder den Zeitraum der Umsetzung verlängern kann. Der BUND fordert die Politiker in Berlin und Brüssel auf, die Wasserrahmenrichtlinie so zu belassen, wie sie ist, und endlich konsequent umzusetzen. „Dass es möglich ist und welche Erfolge beispielsweise Deichrückverlegungen, Gewässerrandstreifen und verantwortungsvolle Landwirtschaft bringen, zeigt unser Report deutlich“, so der BUND-Vorsitzende weiter. „Nur wenn Deutschland seine Verpflichtungen aus der Wasserrahmenrichtlinie ernst nimmt, können wir uns eine artenreiche Wasserwelt wieder erschaffen und für unsere Kinder gute Trinkwasserressourcen bewahren. Wir erwarten von Bundesumweltministerin Schulze, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst ist und für den Erhalt der Richtlinie stimmt.“

Die Daten, auf denen der Gewässerreport basiert, stammen vom Umweltbundesamt. In zehn Themenfeldern wird analysiert, wo die Probleme für den besorgniserregenden Zustand der Gewässer liegen und wie Lösungen für gesunde Gewässer aussehen können. Näher beleuchtet werden unter anderem die Folgen des Bergbaus, der Zusammenhang zwischen Nährstoffeintrag aus der industriellen Landwirtschaft und Eutrophierung an unseren Küsten oder die Auswirkungen vom Ausbau der Wasserstraßen. Die Ergebnisse werden anhand von Beispielen dargestellt. Jedem negativem Beispiel wird ein positiver Fall gegenüber gestellt. „Ziel ist zu zeigen, dass sich Engagement lohnt und, wie beim Kalibergbau wenigstens Teilerfolge zu erringen, um Flüsse, Seen und Grundwasser zu bewahren oder sogar wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen“, erläutert Weiger. „Unser Engagement geht weiter. Doch es kann nicht die Aufgabe der Umweltverbände sein, die Verantwortlichen zur Einhaltung von EU-Richtlinien zu zwingen.“

Deutschland hat sich im Jahr 2000 verpflichtet, die Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und bis 2015, allerspätestens bis 2027, alle Gewässer in einen „guten Zustand“ zu bringen. „Dieser Verantwortung wird Deutschland aber nicht gerecht, wie unser Report zeigt“, sagt der BUND-Vorsitzende. Er befürchtet, dass die Regierungsparteien den jetzt im Sommer anstehenden Überprüfungsprozess auf EU-Ebene nutzen werden, um die Umsetzung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie weiter zu verschieben oder gar Standards abzusenken.

Die Kampagne „Rette unser Wasser“ soll dies in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und verhindern, dass der Gewässerschutz weiter untergraben und hinten angestellt wird. Konkret fordert der BUND von Bundesumweltministerin Svenja Schulze sich für unser Wasser einzusetzen.

Damit die Wasserqualität endlich verbessert und für die Zukunft gesichert werden kann, erwarten wir, dass der deutsche Wasserdirektor – auf Weisung von Ministerin Schulze – bei der EU-Wasserkonferenz Ende September in Wien für den Erhalt der Wasserrahmenrichtlinie und die Einhaltung der Frist bis 2027 stimmt. Deutschland darf nicht zu den Ländern gehören, die sich für eine Aufweichung der Richtlinie aussprechen. Zum Schutz der Gewässer vor schädlichem Eintrag aus der industriellen Landwirtschaft müssen zudem bundesweit verpflichtende Gewässerrandstreifen mit einer Mindestbreite von zehn Metern eingeführt werden. Als eine weitere Sofortmaßnahme fordern wir das Bundesumweltministerium auf, gemeinsam mit den weiteren beteiligten Bundesministerien und Ländern einen Aktionsplan für gesundes Wasser in Rhein, Donau und Weser zu erstellen, unterlegt mit konkreten Maßnahmen, Geldern und Zeiträumen.

Mehr Informationen

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Schluss mit der Scheiße: Gülleregen macht Gewässern zu schaffen Foto: dpa

BERLIN taz | Versalzene Flüsse, überdüngte Seen, verschmutztes Grundwasser: „Die Qualität der deutschen Gewässer ist beängstigend“, schreibt der BUND im aktuellen Gewässerreport. „92 Prozent unserer Seen und Flüsse sind in einem beklagenswerten Zustand“, heißt es dort. Selbst das Bundesumweltministerium möchte nichts schönreden: „Wir können uns kein Nachlassen leisten“, sagte eine Sprecherin der taz. mehr lesen…

 

Unser Wasser – das wertvollste Gut der Menschheit

Oedt (abs) Vor ein paar Wochen schrieb ich über den Gülletourismus im unmittelbaren Grenzbereich. Dort stand zu lesen, dass wir in Deutschland rund 80 % der niederländischen Gülle auf unsere Felder und Wiesen verstreuen, so dass unser Grundwasser über kurz oder lang mit Nitrit und Nitrat verseucht sein wird und Trinkwasser auch für uns irgendwann kaum noch bezahlbar und im schlimmsten Falle nicht mehr trinkbar sein wird. In vielen Regionen nimmt die Nitratbelastung schon gesundheitsgefährdende Ausmaße an, besonders für Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen. mehr lesen

CDU sagt schmutzigem Geschäft mit der Gülle den Kampf an

Die CDU-Kreistagsfraktion will Gülletransporte aus den Niederlanden verhindern. Die Partei bittet Ministerium um Unterstützung.

Oedt:abs. Es gibt kein wichtigeres Lebensmittel als Wasser. Wasser ist ein Baustein des Lebens. Der Zugang zu sauberen Trinkwasser ist Menschenrecht. Der Zugang zu genügend sauberem Trinkwasser entscheidet in naher Zukunft über Krieg oder Frieden. Wasser entscheidet weltweit wer arm ist und arm

Clker-Free-Vector-Images / Pixabay

bleibt. Wer reich ist und über Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit entscheiden kann und wer Bittsteller für ein bisschen Leben ist. Sauberes Trinkwasser darf kein Spekulationsartikel sein und Firmen wie Nestlé & Co, die Wasservorräte und damit auch die Menschen ausbeuten, gehören in dieser Sparte enteignet.

Medikamentenreste, Mikro Plastiken, Gülle, Hormone, Pflanzengifte und andere Schadstoffe, die unsere Wasserqualität negativ beeinflussen, gehören verboten. Nach dem Verursacherprinzip müssen diese Firmen rigoros mit einem Vielfachen der Summe bestraft werden, die unser Grundwasser verunreinigen.

Denn auch wenn Nestlé oder die EU-Kommission es nicht so sieht: Der Zugang zu Trinkwasser ist ein Menschenrecht, das mit allen Mitteln durchgesetzt werden muss.

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