Oedt/abs. Wir hören und lesen Zahlen von Betroffenen und Menschen, die in Quarantäne müssen, oder die tausende Menschen, die an den Corona Virus oder den Folgen der Pandemie gestorben sind. Zahlen, die uns in einer abgestumpften Welt, in der täglich tausende Menschen durch Kriege, Vertreibungen oder Hungersnöte krepieren, nicht mehr treffen.

Und sie haben es satt, nicht mehr an der Theke stehen zu dürfen, um über die Scheiß Politik zu reden, die sie ja viel besser können. Sie haben es satt, Geisterspiele anzusehen und die Profis oder den Schiri nicht mehr auspfeifen zu können und um das Spielfeld in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Ja sie haben es satt, vor dem Baumarkt in der Schlange zu stehen, bis sie, mit Maske natürlich, reindürfen. Auch haben sie es satt, mal eben 25 Minuten die Maske zum Einkaufen aufzusetzen. Denn es ist nicht zum Aushalten. Doch diejenigen, die acht oder Zehn Stunden die

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Maske tragen müssen, weil sie arbeiten, weil sie sich und andere schützen, interessiert nicht. „Unsere Freiheit“ wird einfach beschnitten, ohne sie zu fragen. Dabei sind sie doch gesund und brauchen für ihr Wohlfühlen, Kommunikation, Treffen, Reden am Stammtisch oder gemeinsames Grillen. Wann immer sie wollen, wollen sie zum Ballermann nach Male, nach Holland oder sonst wohin, wo man mal so richtig die Sau rauslassen kann. Scheiß auf Corona! Sie wollen feiern, saufen und gemeinsam grölen. Lebensqualität, obwohl jeder etwas anderes darunter versteht, wird eingeschränkt und sie fühlen sich falsch behandelt. Sie entwickeln irrationale Ängste um ihre Freiheit und lieb gewonnene Rituale.

Über allem ertönt der fordernde Ruf großer Wirtschaftsunternehmen, wie schlecht es ihnen geht und dass sie Millionen Euros vom Staat benötigen, um diese Krise zu überstehen, damit Manager und Aktionäre nicht ihre unmoralischen Gehälter, Boni und Dividenden verlieren. Und Politiker springen auf diesen Forderungenzug auf und schütten ein Füllhorn von Euros, oder/und Ausnahmeregelungen von der Klimakrise aus, ohne die Chancen wahrzunehmen, endlich einmal das Steuer herum zu reißen. Menschen und ihre Arbeit so zu vergüten, wie sie es verdient haben. Und nicht nur, wie es seit Jahren üblich ist, darüber zu palavern. Denn in dieser Pandemiekrise mussten wir erleben, wer tatsächlich für unsere Gesellschaft relevant ist, jedoch mit einem Hungerlohn und einem halbherzigen Dankeschön abgespeist wird. Verpasst die Chance, das Ruder herum zu reißen, sodass Menschenwohl vor Wachstum kommt. Menschenwohl, das politisch ungewollt, auf Gedeih und Verderb von der Wirtschaft abhängig gemacht wurde und noch immer gemacht wird. So zahlt wie so oft diejenigen, die am wenigsten haben, die Zeche. Damit große Haie noch größer, Reiche noch reicher und Arme noch ärmer werden.

Es hat Tradition nicht auf die Stimmen der Vernunft zu hören. Viele rennen denen hinterher, die für die angebliche Freiheit demonstrieren. Jene, die ewig Gestrigen, die jede Gelegenheit nutzen, um ihre nationalen Parolen an den Mann, an die Frau zu bringen. Vorgestern demonstrierten sie als Pagida, Gestern als Klimaleugner und Gegner von Friday vor Future und heute als Verteidiger der Grundrechte und selbst ernannten Verschwörungs- Vieren und Pandemieexperten. Sie sind angeblich das Volk.

Dabei treffen sie auf offene Ohren, den viele sind coronamüde. Das Interesse an vernünftigen Informationen zum Sars-Cov-2 sinkt dabei von Tag zu Tag. Sie haben es satt zuhause zu bleiben, denn es fällt schwer, vernünftige Informationen zu verinnerlichen. Stattdessen verdrängen sie gekonnt, -worin wir Deutsche ja Weltmeister sind- und die emotionale Hilfsbereitschaft, wie fast alle sie am Anfang der Pandemie erleben durften, ist auf ein Minimum geschrumpft und macht dem Verdrängen der realen Gefahren platz, um rechten Spinnern, Aluhut Trägern, Hobby-Virologen und Mediziner und die ihren „Abschluss“ als YouTube-Akademiker gemacht haben, nach zu plappern und hinterherzulaufen.

Dabei wissen wir alle, was falsch läuft und woran es überall fehlt. Wir wissen, wie es sein sollte, und reagieren nicht. Denn unser goldenes Kalb, um das wir tanzen und verehren, heißt Wachstum über alles. Und so steht Menschlichkeit und Menschenwürde hinten an und wird stetig verdrängt und vergessen.

 Und das, das nervt!

Presse Presse Presse Presse Presse Presse Presse Presse

Verschwörungstheorie

Nr. 20/2020 vom 14.05.2020

Anti-Lockdown-Proteste

«Sag mal, wie wahrscheinlich ist das?»

Digitalexpertin Katharina Nocun über Verschwörungsmythen in Zeiten von Corona – und die notwendige Abgrenzung von Protesten gegen Rechts.

Interview: Merièm StruplerMail an AutorIn

«Wir sind nicht rechts, wir sind nicht links – wir sind frei»: Demonstration am vergangenen Samstag in Stuttgart.

WOZ: Derzeit kursieren zahlreiche neue Verschwörungstheorien. Entsprechende Videos werden im Netz teils millionenfach angeklickt. Warum sind plötzlich so viele Leute empfänglich dafür?
Katharina Nocun: Wir erleben zurzeit einen gefühlten kollektiven Kontrollverlust. Viele Menschen haben Angst: um ihre Gesundheit, um Mitmenschen, die zur Risikogruppe gehören, Angst vor den wirtschaftlichen Folgen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Wenn wir das Gefühl haben, keine Kontrolle über eine Situation zu haben, neigen wir eher dazu, an Verschwörungserzählungen zu glauben. Zudem ranken sich um grosse Ereignisse wie Terroranschläge oder den Tod von Prominenten viele solche Erzählungen. Wir wissen zwar von der Spanischen Grippe, von der Schweinegrippe oder von Ebola, dass Viren vom Tier auf den Menschen übergehen und Epidemien auslösen können. Trotzdem haben aktuell viele Leute Probleme damit zu akzeptieren, dass eben kein grosser Plan dahintersteckt.

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Coronavirus ohne Symptome – wie „stille Kranke“ die Pandemie antreiben

 

Covid-19:Die stillen Kranken

Sonne an der Isar

 

Mit den Lockerungen der Maßnahmen genießen wieder zahlreiche Menschen das schöne und sonnige Wetter am Ufer der Isar.(Foto: dpa)

Eine Studie geht davon aus, dass rund jede zweite Sars-CoV-2-Infektion von den Betroffenen gar nicht bemerkt wird. Ansteckend sind sie dennoch. Kann eine Eindämmung der Pandemie trotzdem gelingen?

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